"Da, schau mal, eine Schnecke auf einer Stahlplatte im Pflaster?" Tatsächlich könnte man als Laie den Ammoniten, Kennzeichen des Havixbecker Sandsteinweges, als Schnecke ansehen.
Ammoniten sind jedoch Verwandte der heutigen Tintenfische aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit. Sie bauten ein planspirales Gehäuse im Gegensatz zu den Schnecken, deren Schale eine Raumspirale darstellt. Es ähnelt einem Widdergehörn, und so erhielt diese Tiergruppe ihren Namen nach dem mit einem solchen Tierkopf dargestellten ägyptischen Gott Amun oder Ammon. Wie bei dem heute noch bekannten Nautilus ist ihr Gehäuse ähnlich gegliedert in eine vordere Wohnkammer und einem anschließenden hinteren gekammerten Abschnitt, wobei diese Kammern überwiegend gasgefüllt als Auftriebsapparat dienten und über einen durchlaufenden Gewebeschlauch in ihrer Schwebeposition gesteuert wurden. Die Fortbewegung erfolgte nach dem Rückstoßprinzip durch Auspressen eines Wasserstrahles. Aus der Form der Wohnkammer, Muskelansatzstellen in der Schale und vereinzelter Weichteilerhaltung kann man das Tier rekonstruieren. Schleifspuren von Armen gedrifteter toter Tiere in feinkörnigen Sedimenten belegen acht bis maximal zehn Arme ähnlich den heutigen Tintenfischen, andererseits besaßen die Ammoniten keinen Tintenbeutel. Parapuzosia seppenradensis, Riesenammonit mit Spaten als MaßstabDoch was hat der Ammonit mit unserem Baumberger Sandstein zu tun? Dieser Sandstein entstand im ehemaligen Kreidemeer, welches vor mehr als 65 Millionen Jahre lange Zeit Westfalen bedeckte. In diesem Meer blühte noch einmal die ca.417 Millionen Jahren alte Tiergruppe mit einer raschen Folge vieler Arten auf, die als zum Teil häufige Leitfossilien von außerordentlicher Bedeutung wurden, bevor sie endgültig gegen Ende der Kreidezeit allmählich ausstarben. Der größte bekannte Ammonit der Erdgeschichte mit rund 1,80 m Durchmesser wurde in der westfälischen Kreide bei Seppenrade gefunden und befindet sich heute im Naturkundemuseum in Münster. Aber auch im Sandsteinmuseum in Havixbeck sind Riesenammoniten zu sehen, wie sie nur in der Kreidezeit hier vorkamen. So lag es also nahe, den Ammoniten zum "Wappentier" für den neuen Havixbecker Sandsteinweg zu küren. (Prof. Dr. Strauch, Havixbeck)